Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung –
Dietrich Grabbe
Man liest das Stück, versteht beim ersten Lesen im Detail fast alles, im Ganzen aber nichts. Und dann natürlich die Frage: Wo bleibt denn die tiefere Bedeutung? Schliesslich und endlich haben wir doch ein Anrecht auf Sinnzusammenhänge und und und. Was aber, wenn eben diese tiefere Bedeutung fehlte, wenn es keine poetischen und metaphysischen Wahrheiten mehr gäbe? Wenn nur noch die tiefere Bedeutungslosigkeit bleibt?
Eine Handlung im herkömmlichen Sinne fehlt, die Figuren können sich an keine leitende Idee halten – vielleicht mit Ausnahme der Ehe- und Liebesgeschichte. Typisch hierfür die Figur des Teufels: Ihr käme die Rolle des Intriganten zu, doch auch hier: klägliches Scheitern. Grabbes Teufel ist kein Mephisto mehr, ist nicht «Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft». Dem Teufel steht hier kein Gott mehr gegenüber, und so kann auch nur noch alles ad absurdum geführt werden. Jenseits der Komödie existiert nichts mehr. In dieser «Welt als Lustspiel» kann es auch keine Widersprüche mehr geben. Die Figuren können und dürfen im Rahmen des Spiels alles, sie können sich nicht und nichts verletzen. So wird in den Dialogen auch nicht mehr gesagt, was zu den Figuren passen würde, sondern nur was der Lustspielzusammenhang von ihnen erfordert. Es gibt nur noch Rollen.
Nicht mal die Satire bleicht schlussendlich bestehen: Grabbe hebt den moralischen Fixpunkt der satirischen Literaturkritik auf, indem er sich und das Stück ausdrücklich miteinbezieht. Die Illusion der Wirklichkeit wird blossgelegt, und es bleibt nur noch der Wahn und die Täuschung als Pointe des menschlichen Daseins.
Hermann Anthamatten