Der gute Mensch von Sezuan – Bertolt Brecht
Drei Götter kommen nach Sezuan auf der Suche nach einem guten Menschen: «Die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn genügend gute Menschen gefunden werden, die ein menschwürdiges Dasein leben können.» Sie finden einen in der Prostituierten Shen Te – und finden ihn doch nicht, denn auch diese kann nicht nur gut sein. Sie muss sich in ihren hartherzigen Vetter Shui Ta verwandeln, um sich vor ihren Nachbarn und Freunden zu schützen. Selbst ihr Geliebter sieht in ihr eher die Ware Liebe denn die wahre Liebe.
In dieser Parabel zeigt uns Brecht den modernen Menschen, der sich spalten muss um in der durchkapitalisierten Welt zu bestehen. Nur gut sein wollen, heisst scheitern: «Euer einstiger Befehl, gut zu sein und doch zu leben, zerriss mich wie ein Blitz in zwei Hälften. Gut sein zu mir und zu andern konnte ich nicht zugleich. Ach, eure Welt ist schwierig.» Doch die Götter sehen sich als Betrachtende, die in das Wirtschaftliche nicht eingreifen können und sich ins Nichts zurückziehen.
Und das Publikum? «Los, such dir selbst den Schluss!» Brechts episches Theater auf den Punkt gebracht.