Gift – Lot Vekemans

« Viele Zuschauer sagen, dass sie in den Figuren typisch männliches und weibliches Verhalten wiedererkennen, aber das sehe ich überhaupt nicht. Der Mann sagt viele Dinge, die eher Frauen so sagen würden. Man sollte es sich nicht so einfach machen und gleich annehmen, dass typischerweise der Mann davonläuft. Manche Frauen reagierten auf diesen Umstand unglaublich wütend und behaupteten, dass es immer der Mann sei, der wegrenne. Aber das ist ihr Problem und hat nichts mit der Aussage des Stückes zu tun. Es gibt übrigens auch das umgekehrte Phänomen: Zuschauerinnen, die sich an mich oder die Schauspielerin wenden, um zu erzählen, dass sie immer geglaubt haben, der Mann in der Geschichte zu sein, und erst durch das Stück gemerkt haben, dass sie eigentlich wie die Frau sind und es immer noch nicht überwunden haben.
(…)
Im Stück geht es nicht um richtig oder falsch, sondern darum, wie man mit Dingen umgehen kann, und ich glaube, das ist das Schwerste im ­Leben. Wir alle müssen unser Leben täglich so nehmen, wie es kommt, und manchmal scheint alles in Ordnung, und irgendwann später fühlt es sich schrecklich an. Die Protagonisten in ‚Gift‘ tun nichts anderes: Sie meistern das tägliche Leben. »

 

Quellen:
Lot Vekemans im Gespräch mit Christian Schwochow und Johan von Düffel, aus Programmheft Nr. 81; Spielzeit 2013/14, Deutsches Theater Berlin